„Holzsuppn“
Am letzten Herbstsonntag vor „Kathrein“ dem 25. November, fand eine seit ältester Zeit bekannte und traditionsreiche Veranstaltung statt, die „Holzsuppn“. Johann Hohenwarter, der Hintermühl Hans, hat mir davon erzählt, wie es früher war. Nicht das Forstamt hat eingeladen, die Waldarbeiter selbst haben sich dieses Fest gestaltet. Warum es in Unken im Herbst gefeiert wurde, ist unklar. Die beiden anderen Bayerischen Saalforstämter in Österreich, St. Martin und Leogang, feierten immer zu Vinzenzi im Jänner, am Festtag des Schutzheiligen der Holzarbeiter. Seit Jahrhunderten waren die Wälder im Unkenbachtal die „Holzleg“, die volle Holzhütte der Reichenhaller Salzsieder. Seit Jahrhunderten wurde hier Holz geschlagen und bis um 1912 wurde es schwimmend auf der Saalach zu den Sudpfannen gebracht. Unkener Holzknechte und Waldarbeiter haben mit der Holzarbeit Geld verdient. Dies war lebenswichtig, weil die Bauernhöfe allein die großen Familien zu schlecht ernährt hätten.
Einmal im Jahr, so wollte es die Tradition, gingen alle Beschäftigten des Bayerischen Forstamtes gemeinsam zur Kirche und dankten für ein unfallfreies Jahr, baten für alle, die bei ihrer Arbeit Verletzungen erlitten hatten um baldige Genesung, gedachten aller, die bei der gefährlichen Arbeit ihr Leben verloren hatten, aller toten Forstarbeiter und kamen anschließend zu einer großen geselligen Veranstaltung zusammen. Mit dem Lauf der Zeit, mit Entwicklung, Mechanisierung, Rationalisierung und den Veränderungen in der Forstwirtschaft hat sich dieses traditionsreiche Fest vom großen Ereignis des Jahres zu einer kleinen Abendveranstaltung verändert. Bis etwa 1955, als das Bayerische Forstamt mit Abstand der größte Arbeitgeber im Tal war, da kamen so viele Personen zusammen, dass sogar der größte Saal im Dorf, der Kramerwirtssaal, fast zu klein war. Der Saal beim Lukaswirt und der größte Raum beim Mayrwirt (heute Kirchenwirt) genügten schon lange nicht mehr, die feiernde Schar zu fassen. Das Fest begann um 10:00 Uhr mit einem Dankgottesdienst.
Auf dem Kramerwirtsfeld (ehem. Agip Tankstelle) fand zur allgemeinen Belustigung ein „Schüssellaufen“ statt. Der Name kommt wahrscheinlich von einer Schlachtschüssel oder Wurstschüssel, die früher wohl der Preis für den Sieger gewesen sein dürfte. Ganz genau weiß das heute niemand mehr. Auch Geld soll es gegeben haben. Und Würstel, die mit Sägespänen gefüllt waren. Als Trostpreis. Der Sieger wurde nicht selten auf Schultern in den Saal getragen und für den ganzen Tag frei gehalten. Es war ein Wettlaufen auf einem mit Stroh markierten Feld. Dabei kam es nicht nur auf die Geschwindigkeit an. Wer mit einer Schüssel lief, ohne allzu viel vom Inhalt zu verschütten, (Schüssellauf?) war Sieger. Ebenso das Paar, das jeweils mit dem rechten und linken Bein in einem Sack am schnellsten zum Ziel kam. Später gab's beim Kramerwirt ein Mahl, das für manchen Holzknecht das beste eines ganzen Jahres war. Richtig zum satt essen. Und ein Dirndl, das von einem Holzknecht zu dieser Veranstaltung mitgenommen worden ist, gehörte zu den Glücklichsten. Sebastian Wimmer, Eggerbauer, erinnert sich noch an die Gepflogenheit, mit der ein Holzknecht das Dirndl seiner Wahl eingeladen hat: „Hast scho wem zan Vieschneiden?“ Der Mann schnitt für sie den Braten bevor sie ihn zu essen bekam. Es gab Suppe mit Leberknödel oder Würstl, Lüngerl und Braten. Das Bayerische Forstamt stiftete dem Wirt dafür einen Hirsch oder ein Stuck (weibliches Tier). Es folgte ein gemütlicher Nachmittag. Man ging „über die Gass’“ zum Kaffee Winner oder zur Konditorei Friedl. Wer zuhause niemand hatte, der das abendliche Stallgehen übernehmen konnte, musste heim, kam aber umgehend wieder zurück in den Saal bevor am Abend der offizielle Teil der Veranstaltung mit Ansprachen und Ehrentänzen folgte. Die Ehrentänzer gaben Geld, damit wurde die Tanzmusik bezahlt. Der erste Ehrentanz gebührte dem Amtsvorstand der Bayerischen Saalforste. Es folgten die Ehrentänze für die Försterschaft, die Jäger und Kanzleiangestellten, die Vorarbeiter, für die einzelnen Forstarbeiterpartien und die Herrenschichtler. Das waren alle, die hauptsächlich mit der Instandhaltung der Ziehwege, der Brücken und Hütten und dem Wildbachverbau, mit dem Pflanzen und dem Gantern beauftragt waren. Je nachdem, wie es die Jahreszeit verlangte. Es folgten die Pflanzgartenfrauen, die Fuhrleut’ (Loater), Sägewerksbesitzer und Holzhändler, Wagner und Schmiede, der Doktor und die auswärtigen Gäste sowie die holzverarbeitenden Betriebe und die örtlichen Wirtsleute. Bei der Gemeinde wurde Überzeit beantragt um die Sperrstunde außer Kraft zu setzen. Die Nachfeier dauerte oft bis in den nächsten Tag und endete nicht selten beim Friedlwirt auf dem Weg zur Arbeit. Der darauffolgende Montag wurde vom Bayerischen Forstamt als „blauer Montag“ akzeptiert. Meist ist man am Nachmittag wieder auf die Hütte (die Forstarbeiterunterkunft im Wald) gegangen um am nächsten Tag die normale Arbeit aufzunehmen. Die Arbeiter in den Bayerischen Saalforsten hatten eigentlich nie Berührung mit den „Kaiserlichen“, wie man sie hier früher nannte. Aber seit 1967, seit die Anzahl der Bediensteten immer kleiner wurde, hat man das Fest dann doch zusammen mit den Österreichischen Bundesforsten gefeiert. Wege waren ausgebaut worden, mancher Holzknecht war schon motorisiert. Man war nicht mehr, wie früher von Montag bis Freitag auf der Hütte. Das Fest wurde auf den Samstag vorverlegt. Neben den wenigen Holzarbeitern beschäftigt das Bayerische Forstamt jetzt 40 bis 50 Liftbedienstete auf der Steinplatte, die wenigsten davon aus Unken. Die meisten von ihnen kommen von der Tiroler Seite und haben mit unserer Holzsuppn nichts zu tun. Ab 1977 wurde ein Holzsuppen-Schießen veranstaltet, das aber schon wieder Vergangenheit ist. Heute gibt es in Unken kein Bayerisches Forstamt mehr. Die Zahl der vom Bayerischen Forstamt in St. Martin beschäftigten Unkener beträgt nur noch zehn. Das einst großartige Fest für das ganze Dorf beschränkte sich in den 60er Jahren auf einen Kirchgang am Nachmittag und einen geselligen Abend. Heute ist Kirchgang um 18:00 Uhr gefolgt von einer Abendveranstaltung in kleinem Kreis.
KATHREIN
Der 25. November ist das Fest der Heiligen Katharina von Alexandria Der Legende nach hat sie im 4. Jahrhundert gelebt und ist als Märtyrerin gerädert worden. Ihre Statue finden wir in unserer Kirche am Seitenaltar, ihr Zeichen ist das Rad. Sie ist u.a. die Patronin der Mägde und der Spinnerinnen. Ihr Namenstag ist zugleich der Beginn der Schafschur. „Kathrein stellt den Tanz ein“ Vom 25. November bis nach dem Fest der Heiligen drei Könige am 6. Jänner fanden früher keine Tanzveranstaltungen statt und natürlich auch keine Hochzeiten.
Unterkünfte Heutal & Unken:
www.unken.co
www.heutal.com
- Kramerwirtsbrücke oder Achnerbruck’n
- Flusshäuser
- Fellner Lack und alter Sportplatz auf der Fellner Au
- Gletscher Ei, ein Granit aus der Eiszeit vor 15.000 Jahren
- Schütterbadsteg und neue Brücke von 1991
- Großer Oberrainer Knogel
- Löwenquelle und Brunnengeist
- Badhaus von 1842, unterhalb von Schloss Oberrain
- Schütterbad – Badequelle, altes Heilbad und neuer Gasthof
- Festung Kniepass – Straßenbau am Pass im 17. Jahrhundert
- „Wenn diese Straße erzählen könnte...“
- Innersbachklamm, klein, aber ein Erlebnis
- Holztrift aus den Reither Bergen zur Saline Reichenhall im 16. Jahrhundert
- Einpfarrung Reith, bis 1903 zur Gemeinde Unken, aber zur Pfarre St. Martin gehörig
- Der alte Hochreiter erzählt aus seinem Leben - Wilderergeschichten
- Die drei Brüder – Sage über die Entstehung der Felsformation
- Erstbesteigung der Alpa Wand 1951 durch zwei Loferer und einen Unkener
- Bergtod für Walter Mader und Walter Kedra
- Brechel- oder Badstub’n, früher bei jedem Hof, heute eine Seltenheit
- Gasthof „Zu den drei Brüdern“, zur Einkehr bestens empfohlen
- Reither Feuerwehrhaus - Löschgruppe von Reith, gegründet 1894
- Reither Kirche, gebaut 1670, dem Heiligen Kaiser Heinrich geweiht
- H.P. Wimmer, ein junger Künstler aus Reith
- Reither Brücke, neu erbaut 1998
- Die alte Kapelle an der Reither Brücke und der Schmerzensmann
- Radwandern im Saalachtal
- Merkwürdigkeit aus der frühen Nazizeit
- Das Abdeckerhaus – Geschichten um den Abdecker oder Schinder
- Haus- und Hofmarken aus Reith