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Unkener Geschichten

Ein herzliches Danke an die Autorin Christine Becker (†)

1800 - „Kriegerische Ereignisse im Herzogthume Salzburg“

Als Napoleon ganz Europa mit Krieg überzog, erkannte Fürsterzbischof Hieroymus Graf Colloredo, dass das kleine Salzburg die Franzosen nicht würde aufhalten können. Er verbot den Widerstand aber die Bevölkerung igno - rierte sein Verbot.

Im habsburgischen Nachbarland Tirol scharten sich die Bauern um Andreas Hofer, die Heimatliebe war bei uns nicht geringer und so kam es, trotz höchsten Verbotes, zu den Kämpfen im ganzen Land in den Jahren 1800, 1805 und 1809.

Und so liest sich die Geschichte jener Tage im Buch des Anton Ritter von Schallhammer:

„Kriegerische Ereignisse im Herzogthume Salzburg“

1. Dezember 1800
Bei Mühldorf, an Salzburgs Landesgrenze (der Rupertiwinkel gehörte damals noch zu Salzburg), werden die Franzosen geschlagen. Es gibt reiche Beute, Gefangene und Kanonen!

3. Dezember 1800
Die Schlacht bei Hohenlinden (bei Erding, nahe dem heutigen Münchener Flughafen) gewinnen die Franzosen und rücken jetzt in Richtung Salzburg vor.

Unken gehört zum Pfleggericht Lofer. Der Pfleger Franz Anton Berchtold zu Sonnenburg ist ein aufrechter Mann und führt über diese Zeit ein Tagebuch. Es gibt ausführliche Schilderungen über diese ereignisreiche Zeit. Sie sind nachzulesen, an einem Regentag viel - leicht, in der bekannten „Kniepass Schriften“ Reihe Heft 15/16 von 1986.

10. Dezember 1800
Fürsterzbischof Graf Colloredo verbietet bei Androhung der Todesstrafe jegliche Kriegs - handlung weil er aussichtloses Blutvergießen verhindern will, nimmt die Staatskassa und Kunstschätze mit und flüchtet nach Brünn bzw. Wien.

11. Dezember 1800
Die Freiheitskämpfer beziehen ihre Stellungen. Im ganzen beteiligen sich im Pinzgau 18 Salzburger Schützen Compagnien, jede ca. 100 Mann stark, am Kampf. Dazu kommen 26 Sturm Compagnien, mit jeweils 108 Mann, insgesamt mehr als 4.500 Mann.

Die Schützen sind alle mit guten Stutzen und Munition ausgerüstet. Die Franzosen schätzen den Widerstand der hiesigen Bevölkerung völlig falsch ein. Sie glauben, als kampferprobte Soldaten mit den Mitgliedern der ländlichen Schützen - vereine und den „...Bauern mit die nackte Knie nur so ihren Spaß zu haben.“

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„Die Schlacht am Bothenbühel 1800“ Das Gemälde hängt in der Münchner Residenz

Der Pfleger von Lofer hat es nicht leicht. Er steht zwischen dem Befehl und der Drohung des Landesherren und dem Verteidigungswillen der Bevölkerung. Aus dem Jahre 1797 gibt es den Vertrag von Rauris, in dem die Salzburger die Verteidigung der Grenzen ihres Salzburger Fürsterzbistums geregelt hatten. Auf diesen Vertrag beruft sich Berchtold zu Sonnenburg und stellt sich schließlich selbst an die Spitze der Freiheitskämpfer.

Die Loferer, dabei handelt es sich immer um den Gerichtsbezirk Lofer einschließlich Unken, und die Pinzgauer Landesschützen rüsten sich trotz Gegenbefehls und Drohungen aus Salz - burg sowieso zur Selbstverteidigung und Abwehr der in ihren Lebensraum drängenden Franzosen.

Steinpaß mit rückwärtiger Pichler Schanz

Der Mautschreiber Jakob Joseph Strucker ist Hauptmann der Loferer und Saalfeldener Compagnien und Commandanten der Verteidigung im Saalachtal. Dazu gehört die Frohnau, der Jetten-, Kien- und Haiderberg, die Aschau, die Hochristfeucht oder der Bothenbühel und der Steinpass. Westwärts sind Posten im Unkental und im Gföll sowie in Winkelmoos, am Scheibelberg, am Sonntagshorn und dem Peitingköpfl besetzt, von wo aus die Feuersignale von Jettenberg bis weit ins Tirol hinein gesehen werden können. Ostwärts sind die Reitalm, die Aschau und der Hirschbichl besetzt. Am Steinbach, am Stein(bach) Pass, an der Steinbacher Schanze (Pichler Schanze) und am Kniepass werden Verteidigungsmaßregeln getroffen, Verhaue angelegt, Brustwehren zusammengefügt, Steine zum Hinabschleudern und Stämme zum Verrammen der Wege vorbereitet.

 14. Dezember 1800

„Seine hochfürstliche Gnaden“, der Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo richtete, bevor er nach Wien flüchtete, eine Statthalterschaft ein. Sigmund Christoph Fürstbischof zu Chiemsee und Präsident sowie Graf von Waldstein, der Domdechant, hören in Salzburg schon den Kanonendonner der Front, als sie eine Verordnung herausgeben, die unter Androhung der Todesstrafe verlangt, „...dass sich Niemand beygehen lassen soll, mit Worten oder Handlungen das Geringste selbst zu unternehmen oder andere dazu verführen, was zur Störung öffentlicher Ruhe und Sicherheit diene.“

14. Dezember 1800
Die Feinde sind jetzt bereits auf Salzburger Boden. Auf dem Walserfeld tobt eine Schlacht. Die Brücken über Salzach und Saalach sind heftig umkämpft. Schon kommen die ersten Fuhrwerke mit Flüchtlingen über Melleck nach Unken..

Josef Fuchs aus Unken ist Oberlieutnant. Ob eine Verbindung zu Hans Fuchs vom Fuchsbauern besteht, dem wir später begegnen werden, konnte ich noch nicht ergründen. Der Schreibname auf dem Fuchsbauernhof ist heute wie damals Friedl. Jedenfalls steht der alte Fuchsbauer auf unserem Kriegerdenkmal, das an jene Zeit erinnert.

Beim Mayrwirt (heute Kirchenwirt) in Unken wird eine Schützen - Munitions - Niederlage eingerichtet. Die Munition wird den Freiheits - kämpfern zur Verfügung gestellt. Wer keinen Stutzen hat, macht Botendienste, kämpft mit Hau- und Stichwaffen, schafft Stroh herbei für die Signalfeuer und errichtet Barrikaden und Verhaue.

Die Schützen, nicht wenige von ihnen Wilderer, kennen jeden Steig in ihrer Heimat. Sie unter - nehmen gewagte Streifzüge bis nach Rei chen - hall zur Erkundung der Lage, allen voran der mutige Schwaigerbauer.

Die vor den Posten liegenden Reichenhaller Bauern Haider, Frohnauer und Aschauer halten heimlich, die hinter dem Hauptposten , die von Hochristfeucht und Melleck öffentlich zu den Schützen. Der Haider, der Frohnauer und der Aschauer spielen „en masque“ mit. Während die Franzosen in ihrer Stube sitzen, schimpfen sie auf die Schützen, von denen es oben am Berg nur so wimmelt. Sie gehen bei Dunkelheit heimlich aus dem Haus und ins Gehölz hinter dem Hof. Von dort schießen sie auf die Franzosen und kommen heimlich wieder in die Stube zurück.

19., 21. und 24. Dezember 1800
Nach mehrmaligem Vorgeplänkel ab dem 19. Dezember und Erkundungen machen die Franzosen einen massiven Vorstoß über den Bothenbühel in den Unkener Raum. Ein starkes Piquet Schützen, eine etwa zehnköpfige Feldwache, fällt bei Schneizlreuth beinahe in die Hände der Feinde. Ein kaiserlich österreichischer Grenzhusar macht im letzten Augenblick kehrt, sprengt zurück, warnt und rettet damit die Schützen. Dabei kommt der Loferer Schneidermeister Sebastian Lechner, der in Schneizlreuth noch auf einen Trunk Bier eingekehrt war, seinen Kameraden mit Krug und Glas nach. Mancher waghalsige Schütze wird nur durch Geistesgegenwart und die Treffsicherheit sei - ner Kameraden gerettet.

Dieser Vorstoß kann von den mutigen Verteidigern und durch die Bravour des Vorposten Commandanten Hauptmann Strucker, „der mit persönlichem Muthe überall voranleuchtet“ zurückgeworfen werden. Johann Steiner schreibt in seiner Festschrift zur 100jährigen Gedenkfeier unter anderem: „Viele Feinde und noch mehr Pferde blieben todt und die übrigen wurden versprengt. Ein Bauernknecht aus Unken erschießt am 21. Dezember den ersten Franzosen“

Die Franzosen werfen ihre Toten meist in die Saalach oder in den Thumsee. Oder sie werfen sie in Felsklüfte, nachdem sie sie vorher nackt ausgezogen haben. Eingeweihte kennen Stellen im Gelände, wo heute immer noch Knöpfe von französischen Uniformen gefunden werden können. Im Sterbebuch des Klosters St. Zeno, sind mehrere Wasserleichen vermerkt, die alle an einer ganz bestimmten Stelle am Saalachufer angeschwemmt wurden. Fast alle sind nackt, in ein Tuch oder aber in Stroh gewickelt. Dies bestätigt Heimatforscher Hubert Schmid - lechner, bayerischer Forstbeamter i.R. Eine Er klärung dafür konnte bisher nicht gefunden werden.

Wenn Sie von Unken nach Bad Reichenhall und Salzburg oder zur Autobahn nach Siegsdorf fahren, kommen Sie über den Bothenbühel. Das ist die „Schlängelstrecke“, wo man immer versucht ist, mit dem Auto einfach gerade durch die Kurven zu fahren und immer jemand ent - gegenkommt um dieses „Spiel“ zu stören. Am oberen Ende der kurvigen Strecke ist talseitig ein efeubewachsenes Kriegerdenkmal, das der mutigen Heimatverteidiger gedenkt. Passen Sie gut auf! Nicht in der Kurve den Text lesen! Sie wären leicht ein letztes Opfer dieser Kriegs - handlungen. Wenn Sie also mit dem Bus oder dem Auto über diese Serpentinenstrecke fahren, schauen Sie sich den Felsen genau an und beachten Sie die Farben: grau wie Schafwolle, grün wie Loden, braun wie eine getragene Lederhose. Die Tiroler haben das habsburgische Militär auf ihrer Seite. Die Pinzgauer aber kämpfen trotz der aus Salzburg angedrohten Todesstrafe, ohne Sold und ohne Uniform. Letzteres ist ein für sie günstiger Umstand. Loden, Lederhosen und Schafwolljanker sind im Gebirge der beste Tarnanzug, während die Franzosen mit ihren bunten Uniformen eher an Schießscheiben erinnern.

25. Dezember 1800
Weit entfernt von den für die Freiheit ihrer Heimat kämpfenden Tiroler und Salzburger Schützen wird am Weihnachtstag in Steyr ein Waffenstillstand geschlossen, der das Saalachtal, trotz der vor Ort gewonnenen Schlacht, den Franzosen zuspricht.

31. Dezember 1800
Dieser, von der hohen Diplomatie am grünen Tisch ausgehandelte Waffenstillstand wird den Vorposten am Bo - thenbühel von Hauptmann Hiller bekannt gemacht. Nachrichtenübermitt lung in diesen Tagen ist eine zeitaufwendige und nicht immer verlässliche Sache. Die Freiheitskämpfer wollen den Meldungen verständ licher Weise lange nicht glauben.

3. Jänner 1801
Die Schützen ziehen ab, die Franzosen überschwemmen nun das ganze Land.

9. Februar 1801
Dem Waffenstillstand folgt der „Friede von Luneville“. Erst am 7. April 1801 räumen die Besatzer den am grünen Tisch eroberten Gerichtsbezirk Lofer. Mit ihnen gehen reiche Schätze aus Salzburg, Gemälde, Bibliotheken und Kirchensilber nach Paris.

Eine Folge dieser kriegerischen Auseinandersetzung ist die Säkularisierung des Erzstiftes Salzburg. Das bedeutet das Ende der Jahrhunderte langen Herrschaft der Fürsterzbischöfe.

Mühldorf kommt zu Baiern, Salzburg, die Bistümer Eichstätt und Passau sowie Berchtesgaden bekommt der bisherige Großherzog von Toskana, der Bruder seiner Majestät des Kaisers von Österreich, Erzherzog Ferdinand. Der Frieden wird nicht lange dauern. Schon bald wird hier wieder gekämpft.

An diese Zeit erinnert in Unken ein Denkmal, das ursprünglich an der Straße stand und sich jetzt vor dem Schulhaus befindet. Auch im Zentrum von Lofer und am Pass Strub finden wir Gedenkstätten zur Ehre der tap - feren Kämpfer.

Steinpaß mit rückwärtiger Pichler Schanz

„Zur Erinnerung an die Teilnahme der Unkener an den auf Unkenerboden stattgefundenen Freiheitskämpfen 1800, 1805, 1809 – errichtet im Kaiserjubiläumsjahr 1908“. Deutlich sehen wir, dass keine Uniform getragen wurde.


Wir danken außerdem den Erben zur Freigabe des geschichtlichen Werkes der Unkener Spaziergänge!


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5092 St. Martin bei Lofer

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