Ludwig Haider, Erzherzog Rainer
Im Haus Nr. 148 auf der rechten Seite, wo sich heute das Büro der Allianz Versicherung befindet, gab es früher das Reisebüro Rupert Felser und ein Handarbeits- und Textilgeschäft gleichen Namens. Im nächsten Haus Nr. 109 führt Gerlinde Prechtl ein Schreibwaren- Bastel- und Papierwarengeschäft. Das Haus Haider Nr. 66, das erste Haus im Pinzgau, das 1926 mit Hilfe der Bausparkasse Wüstenrot gebaut wurde gehörte Ludwig und Maria Haider Dazu gibt es eine berührende Geschichte.
Ludwig Haider
Sohn vom Steinbacher und mit vielen Unkenern gleichen Namens verwandt. Im Ersten Weltkrieg war er der letzte Fahnenträger des legendären Salzburger Hausregiments des I.R. 59, des Rainer Regiments und Träger der Bronzenen Tapferkeitsmedaille. In Italien zog er sich eine schwere Knieverletzung zu und kam in ein Lazarett in Ungarn, wo diese nicht ausrechend versorgt wurde. Für den Rest seines Lebens musste er eine Beinprothese tragen. Dies zwang ihn zu einem Berufswechsel - er wurde Uhrmacher und bekam als Kriegsveteran zusätzlich die Genehmigung, eine Tabak - Trafik zu führen. 1919 heiratete er Maria (*1887 †1974), eine Fritztochter, und wohnte im Schrederhäusl. Das war unterhalb des Hölzlbauern über den Kirchgraben gebaut. Wir begegnen ihm später.
Die Familie hatte vier gesunde Kinder. Drei waren nach der Geburt gestorben. Josef (*1911 †1978), Theresia (*1912 †1992), Stefan (*1919 †1945), der im Zweiten Weltkrieg gefallen ist, und Maria (*1921), genannt Moidi. In meinen persönlichen Kindheitserinnerungen spielen die Haidermam, der Haidervater, die Resi und die Moidi eine prägende Rolle. Direkt gegenüber, im Forsthaus Kaltenbach bin ich aufgewachsen und viele Erinnerungen verbinden mich mit der Haider Familie. Sicher, wie das Gebetläuten, wurden abends die grünen Fensterläden vor die Auslage mit Uhren und eher bescheidenem Schmuck geschlossen. Der würzige Tabakgeruch im Hause hat sich mir ebenso für immer eingeprägt wie das unzählige Ticken der vielen Uhren mit ihrem unterschiedlichen Schlag und der Haidervater, wie er konzentriert an seinem Stehpult stand - mit Monokel. Eine sehr schlimme Erfahrung im Lazarett wäre der Grund gewesen, erzählt mir Moidi, dass ihr Vater beschlossen hat, aus der Kirche auszutreten. Das war eine sehr ernste Entscheidung und erst 1938 war es ihm möglich, sie in die Tat umzusetzen. Er war nun „gottgläubig“. Keiner etablierten Religion zugehörig. Während der NS - Zeit wurde Ludwig Haider Ortsgruppenführer in Unken. Bei Kriegsende musste das Haiderhaus, so wie 30 Häuser in Unken für die Amerikaner geräumt werden. Das Kaltenbachhaus war voll mit Evakuierten aus Duisburg und Gelsenkirchen, mit vielen Kindern und wurde nicht geräumt. Für uns waren die Amerikaner in der direkten Nachbarschaft gute Freunde. Jeder suchte sich seinen „Onkel“ und wir lernten Kaugummi und Smarties kennen, den Geschmack von Ananas und diese merkwürdig bittere Frucht: Grapefruit. Mit den runden Gläsern von Taschenlampen versuchten wir auf uns aufmerksam zu machen und „blendeten“ die Soldaten, wenn sie auf dem Haider - Balkon saßen.
Auf dem Eggerfeld, wo heute das Gemeindeamt steht und die Buwogbauten, haben die Soldaten gejoggt. Den Namen für das merkwürdige keuchende Laufen hat man erst viel, viel später kennen gelernt. Es gab ja keine Kämpfe mehr und die Zeit war den GIs oft lang. Der Haidervater kam nach Kriegsende zuerst ins Lager Glasenbach. Dort war eine Sammelstelle für Menschen eingerichtet, die in der NSZeit eine besondere Rolle gespielt hatten. Später kam er ins Salzburger Landesgericht, nach Linz und schließlich nach Suben. Dem Haidervater ging es schlecht. Zwei Jahre lang war er eingesperrt. Die meiste Zeit musste er liegen weil er so sehr abgemagert war, dass ihm seine Prothese nicht mehr passte. Wieder in Unken und in der Obhut von Dr. Haesele, übernahm er die Buchhaltung für das Sägewerk Vitzthum und konnte damit neben der Uhrmacherei zusätzlich zur Versorgung der Familie beitragen. Mit 80 Jahren musste sein Bein doch noch amputiert werden.
Tragik umgab seine Beerdigung. Weil er aus der Kirche ausgetreten war, verweigerte ihm Pfarrer Stangassinger die Sterbglocke, die Heimkehrerglocke, die für alle Veteranen geläutet wird. Für die Familie war damit klar, dass es auch kein katholisches Begräbnis geben könnte. Man bemühte sich um einen Priester und fand schließlich in Salzburg einen altkatholischen Geistlichen, der für die Beisetzung nach Unken kam. Sämtliche Vereine mit ihren Fahnen und die Musikkapelle waren auf dem Friedhof versammelt. Pfarrer Stangassinger aber hatte die Kirche zugesperrt. Es gibt da immer noch viel Bitterkeit, wenn die Alten von diesem Begräbnis erzählen. Auf die Frage, ob das denn dem Haidervater nicht genau so Recht gewesen wäre, schließlich war er ja ausgetreten, kam immer die Antwort „Aber gehört hätte es sich trotzdem.“ Genau da befindet sich eine Nahtstelle von Glauben und Tradition! In der NS - Zeit gab es viele Kirchenaustritte. Das hatte mit dem Zeitgeist zu tun. Später sind viele dieser Menschen wieder in die Kirche eingetreten. Was man aber in jedem Falle unverzeihlich fand war, dem alten Veteranen, der so schwer verwundet aus dem Krieg wieder heim gekommen war, die Heimkehrerglocke, das ehrenvolle Totengeläut zu verwehren. Das hätte nicht mit katholisch sein zu tun. Und das ist wieder eine andere Nahtstelle!
Unterkünfte Heutal & Unken:
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- Kramerwirtsbrücke oder Achnerbruck’n
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- Schütterbadsteg und neue Brücke von 1991
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- Löwenquelle und Brunnengeist
- Badhaus von 1842, unterhalb von Schloss Oberrain
- Schütterbad – Badequelle, altes Heilbad und neuer Gasthof
- Festung Kniepass – Straßenbau am Pass im 17. Jahrhundert
- „Wenn diese Straße erzählen könnte...“
- Innersbachklamm, klein, aber ein Erlebnis
- Holztrift aus den Reither Bergen zur Saline Reichenhall im 16. Jahrhundert
- Einpfarrung Reith, bis 1903 zur Gemeinde Unken, aber zur Pfarre St. Martin gehörig
- Der alte Hochreiter erzählt aus seinem Leben - Wilderergeschichten
- Die drei Brüder – Sage über die Entstehung der Felsformation
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- Bergtod für Walter Mader und Walter Kedra
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- Gasthof „Zu den drei Brüdern“, zur Einkehr bestens empfohlen
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- Reither Kirche, gebaut 1670, dem Heiligen Kaiser Heinrich geweiht
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- Reither Brücke, neu erbaut 1998
- Die alte Kapelle an der Reither Brücke und der Schmerzensmann
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Das traditionsreiche Rainer Regiment NR. 59
Zu einem der ruhmvollsten alpenländischen Truppenkörper zählt das alte salzburgischoberösterreichische Infanterie-Regiment NR. 59. Ursprünglich 1682 in Ober- und Niederösterreich aufgestellt, gehörte es zur Besatzung Wiens im Türkenkrieg und kämpfte siegreich an vielen Fronten für Habsburgs Ehre. Seit 1769 trug es die NR. 59. 1817 wurde das Regiment nach Salzburg überwiesen und 1852 wurde es von Kaiser Franz Josef an Erzherzog Rainer als Regimentsinhaber übergeben. Nach dessen Tod 1913 bekam das Salzburger Hausregiment auf „immerwährende Zeiten“ den Namen „Erzherzog Rainer“. Rainer Ferdinand, Erzherzog von Österreich, General, Politiker und Mäzen ist 1827 in Mailand geboren und 1913 in Wien gestorben. Sein Vater ist Rainer Josef, Erzherzog von Österreich, Vizekönig des Lombardo - Venezianischen Königreiches. Er bekam die übliche Prinzenerziehung, war hoch gebildet und weit gereist. Als Sammler alter Dokumente und historisch wertvoller Objekte erwarb er sich größte Verdienste um Wissenschaft und Kultur in Österreich. Die Rainer Infanterie kämpfte in Ungarn, Siebenbürgen, Belgrad, Neapel, Breslau, Dünkirchen, Messina, Aspern und Galizien, um nur einige Schlachtfelder zu nennen. 1803 sind die Rainer in Salzburg dabei, als der Erzherzog Ferdinand von Toskana die welt - liche Nachfolge nach dem letzten Kirchenfürsten, Hieronymus Graf Colloredo antritt. Letzte Kämpfe werden 1918 am Col del Rosso ausgefochten und mit dem Ende des Ersten Weltkrieges endet auch das traditionsreiche Rainer Regiment nach 236 Jahren. Neben dem Ruhm der vergangenen Jahrhunderte erinnert heute noch der Rainermarsch, uraufgeführt 1915 und fester Bestandteil im Repertoire jeder hiesigen Musikkapelle, an dieses Regiment.