Die Festung Kniepass
Im ältesten Urbar (Vorgänger des Grundbuches) des Salzburger Landesarchivs wird der „Chniepoz“ 1350 erstmals genannt.
Bedingt durch die ständigen Hochwasser und die damit verbundenen Überschwemmungen aller Wege entlang der Saalach war die Erhaltung des Weges beim Kniepass lange Jahre ein großes Problem für die Verwaltung in Salzburg gewesen. War dieser Saumpfad durch Unken doch der einzige direkte Zugang zu den erzbischöflichen Gebieten Inner Gebirg.
Es ist als sicher anzunehmen, dass auf der höchsten und schmalsten Stelle schon in älte- ster Zeit ein Blockhaus zur Bewachung des Ein- gangs zum Pinzgau gestanden hat.
Der mühsame aber sichere Pfad verlief früher etwa genau so, wie der heutige Fußweg auf die Festung.
Auf dem Sattel, direkt unterhalb des Torhauses auf einer Rückfallkuppe, führte er vor der fast senkrechten aufstrebenden Pfannhauswand wieder steil zur Saalach hinunter.
Der Pfad an der Saalach war häufig vom wilden Wasser bedroht, die hölzerne Brücke am Felsen entlang oft unpassierbar.
Es ist vorgekommen, dass Weg und Brücke bei einem Unwetter weggerissen wurden und der Erzbischof mit seinem Gefolge nach einem Besuch im Pinzgau regelrecht gefangen war.
Im Jahre 1592 wurde der Weg wieder einmal erneuert aber bereits ein Jahr später riss die „Achen und Lofer genannt die Brücke beim Kleinen Kniepass, wie man bei der engen Stainwandt hinumb ferdt oder reydt“, wieder weg.
Erzbbischof Marcus Sitticus schließlich hat die Strasse 1614 dann richtig in den Stein hauen lassen. Die Marmortafel haben wir schon gesehen.
In deutschen Landen tobte seit 1618 der Krieg, den man später den 30jährigen nennen wird. Da die Kriegsunruhen in Deutschland fortdauerten und besonders das Sein oder Nichtsein des Kirchenstaates eine Frage der Zeit schien, (die Protestanten kommen!), ließ Erzbischof Paris Lodron noch im Jahre 1621 öfter geheimen Kriegsrat halten. Es wurde nicht nur eine große Anzahl Soldaten aus der hiesigen Bevölkerung angeworben, es wurden auch die Befestigungen in der Hauptstadt Salzburg und an den Landesgrenzen ausgebaut.
Pässe wurden neu befestigt, vorhandene Fe- stungsanlagen und Verhaue wurden verstärkt. Hof- und Dombaumeister Santino Solari aus Salzburg kümmerte sich persönlich um die Baumaßnahmen. Auch um die Befestigung am Steinpass.
Das Blockhaus auf dem Kniepass wurde erweitert um eine größere Anzahl von Soldaten unterbringen zu können. Vom Torhaus aus umschloss eine Mauer einen ovalen Hof mit einem ostseitigen Tor durch das dieses Festungsareal verlassen werden konnte. Das heutige Erscheinungsbild der Anlage entspricht dem von 1621.
Das Erzbistum war in jenen Jahren zwar schweren materiellen Belastungen ausgesetzt, der Krieg kam aber dann doch nicht bis zu uns. Wohl aus Kostengründen wurden in der folgenden, friedlicheren Zeit Befestigungen vernachlässigt und wieder abgetragen. Erzbischof Johann Ernest Thun sprach sich aber in unserem Fall dagegen aus und der Kniepass blieb, wie er heute noch ist.
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Die Anlage wurde eigentlich schon lange nur für Repräsentationszwecke genutzt wenn etwa hohe Herrschaften wie die Habsburger aus Wien auf dem kürzesten Weg durch das Erzbistum in das habsburgische Innsbruck reisten. Dann mussten etwa 50 Mann bewaffnetes Landvolk zur Parade antreten.
Die Befestigungen reichten nicht mehr bis an die Saalach, deshalb konnte die Talsperre bei Nacht umschlichen werden.
Eventuelle bayerische Invasoren – die Gefahr kam eigentlich immer von „draußen“ – konnten den Kniepass sowieso umgehen wenn sie von Traunstein her über den Fischbach, das Heutal und das Gföll, über den Liedersberg vordringen würden.
Bei einer Passvisitation 1745 stellte Artillerieleutnant Geyer fest, dass die mit Sand gefüllten Schanzkörbe ständig vom Wind herabgeblasen würden und nur zum Gelächter für die Vorbeireisenden dienten.
Er veranlasste auch, dass die verfaulten Holzbankette, die früher bei offiziellen Aufmärschen anlässlich der Durchreise hoher Würdenträger benutzt worden waren, abgerissen wurden.
Um 1766 wurde die Festung zum Forsthaus. Der pensionierte, 97 Jahre alte Jäger und Unterwaldmeister von Unken, Kaspar Pfeiffenberger bewohnte das Blockhaus.
Der blinde Mann hatte dort freies Wohnrecht für sich und seine drei ihn pflegenden Kinder samt 2 Geißen.
In einem Gutachten vom 18. Juli 1794 hieß es, dass sich das Blockhaus „entfernt von der Straße, auf einem mit Holz ganz verwachsenen Hügel, fast ohne Aussicht, befindet und weder zur Erhaltung der Landeshoheit, da es im Land liegt (nicht an der Grenze), noch zu Polizei oder Cameral Nutzen, da es auf vielen Seiten umgangen werden kann, sein Dasein hat und selbst im Notfall der Defension nicht tauglich ist, weil von dem rückwärts liegenden, höheren Berghügel mit Steinen eingeworfen werden kann.“
Es wurde daher vorgeschlagen, „das Überbleib- sel der rohen Fehdejahre“ zu verkaufen.
Der zuständige Pfleger in Lofer, Berchtold von Sonnenburg, befürwortete den Verkauf. Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo war dagegen.
Der Bindergeselle Joseph Kollmann aus Unken bot für das innerhalb der Ringmauer liegende Gebäude mit dem Küchengärtchen 100 Gulden.
Wer hätte es gedacht? 1799 nützten England, Russland und Österreich die Abwesenheit Napoleons in Ägypten zum zweiten Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich.
Nach der Schlacht bei Hohenlinden nahe dem heutigen Münchener Flughafen kamen französische Truppen in Salzburger Gebiet und die Festung Kniepass erlebte noch einmal Kriegsgeschehen.
Die Hauptkampflinie während der Auseinandersetzungen, die im Erzstift tobten, verlief vom Pass Lueg über den Hirschbühel und den Luftenstein zum Pass Strub zwischen Lofer und Waidring.
Vielleicht ist es der letztlich geringen militärischen Bedeutung der Anlage, vielleicht aber auch einem günstigen Umstand oder Zufall zu verdanken, dass die Festung Kniepass heute die einzige im Originalzustand von 1621 erhal- tene Befestigung in unserem Land ist.
Bis zum Jahre 1967 wurde die Festung von einem pensionierten Waldarbeiter Ehepaar bewohnt. Kein elektrisches Licht, kein Wasser! Als die Pletzer Leut’ in ein Altersheim über - siedelten, stand die Anlage leer. Es häuften sich Einbrüche und Zerstörungen.
Ein deutscher Verlag wollte die Anlage als Frei- zeitzentrum für seine Angestellten kaufen.