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Netzwerk aus erfolgreichen Vermietern

Unkener Geschichten

Ein herzliches Danke an die Autorin Christine Becker (†)

Weberei - Die Pfeiffer Anna erinnert sich...

WEITER GEHT ES in den Wald hinein. Wenn ein Gattern, ein Tor im Weidezaun, zu ist, bitte wieder schließen. Hier oben sind zu Zeiten Pferde und Kälber im Freien und sollten sich nicht verirren.

JETZT KOMMEN WIR in das Reich der Schwammerlsucher. Schwammerl sind unsere Pilze. Rechts eine Wiese im Wald - der Pfeiffer Einfang. Der Pfeiffer hatte in alten Tagen eine Weberei im Pfeifferhäusl. Heute ist das Pfeiffer Haus, gleich daneben, eine Frühstückspension, bes - tens geführt, mitten im Dorf auf der Anhöhe gegenüber dem Kirchenwirt. Seit Ende 1986 stehen die Webstühle endgültig still. Anna Jury, die Pfeiffer Anna, hat sie mir gezeigt, sie stehen noch im Pfeifferhäusl und wenn Anna vom Weben erzählt, meint man grade, sie klapperten wieder.

Die Pfeiffer Anna erinnert sich:......

„Mein Ururgroßvater Jakob Jury, geboren 1796, der ist als junger Geselle aus Kärnten nach Unken gekommen. Der Webergeselle aus Pörtschach hat dann die Pfeiffertochter geheiratet. Das war eine der raren Chancen im Leben eines Webergesellen, selbst zu einem „Sach“ zu kommen. Im Jahre 1870 ist er, 74jährig, gestorben. Mein Vater hat auch Jakob Jury geheißen. Meine Mutter war eine Fellnerbauerntochter und hieß Anna Friedl. Am 26. Jänner 1931 bin ich geboren. Von Geburt an sind meine Hände verstümmelt. Ich hab’ schnell gelernt, mit meiner Behinderung umzugehen, bin in Unken zur Volks - schule gegangen und hab’ anschließend beim Vater das Weberhandwerk erlernt. Vom September 1952 bis zum Mai 1953 war ich auf der Webschule der Landeslehranstalt in Imst.

Die Arbeit hat mir Spaß gemacht und nach der Gesellenprüfung hab’ ich dann allerhand Eigeninitiative entwickelt. Im Pfeifferhäusl gab’s seit jeher zwei Web - stühle. Jetzt hab ich mit dem Vater gemeinsam gearbeitet. Der Vater war im Zweiten Weltkrieges in Griechenland. Da hat er sich die Malaria zugezogen. Kurz vor Weihnachten 1945 ist er heim gekommen. Er ist wieder zu den Bauern auf die Stör gegangen, war aber viel krank. Da bin ich dann selber auf die Stör und hab’ das Leinen fertiggewebt. Grade damals war es doch so wichtig, ein Ver - dienst zu haben in dieser schlechten Zeit.

Und die Bauern haben den Weber sehr gebraucht. Man hat doch nichts kaufen können. Immer öfter hab’ ich die Arbeit vom Vater übernommen. Die Unkener Bauern haben selbst Flachs und Hanf für den Eigenbedarf angebaut. Wenn alle Arbeiten von der Ernte über das Brecheln und Spinnen auf dem Hof getan waren und das gesponnene Garn im Strang oder auf Spulen war, dann ist der Weber auf den Hof gekommen.

Unterkünfte Heutal & Unken:
www.unken.co
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 Das „Harbane“ war für die weniger feinen Sachen gewebt worden. Das „Rupfene“ aus Hanf benötigte man für Grobes, Strohsäcke und Arbeitshosen für den Werktag. Loden aus Schafwolle ist ganz dünn gewebt worden. Später ist er zum Walken oder Walchen nach Schladming gekommen. Hauptsächlich für Janker, die berühmten Walkjanker. In den Fünfziger Jahren haben wir dann zum Weben erstmals Baumwolle bekommen. Da haben wir angefangen, Halbleinen herzu - stellen, bei dem die Kette aus Baumwolle und der Schuss aus Leinen war. Bei der Baumwolle als Kette brauchte man nicht zu „schlichten.“

Für die Herstellung von Reinleinen musste die Kette „geschlichtet“ werden. Eine mühsame Arbeit! Mit zwei Roßhaarbürsten ist die im Webstuhl gespannte „Kette“ mit Roggenmehlteig einge - strichen worden. Waren etliche Meter „ge - schlichtet“ und getrocknet, dann konnte erst weitergearbeitet werden. Hanfgarn haben wir zum Weben der allseits beliebten und viel verwendeten Fleckerlteppiche verwendet.

Lange bevor man von Recycling gesprochen hat, haben wir den Kreislauf hergestellt, bei

dem aus altem, unbrauchbar gewordenem Material ganz was Neues gemacht worden ist. In etwa 3 cm breiten Streifen, aneinandergenäht und auf große Knäuel gewickelt, ist uns von den Kunden der Grundstoff geliefert worden. Von ½ m bis zu 1,30 m Breite haben wir die Fleckerlteppiche gewebt. Alles ist verwertet werden, Vorhangstoff, Perlonstrümpfe, Uniformen... Erst im Jahre 1990 hab’ ich den letzten „Schneizlreuther Stoff“ verarbeitet. Nur die alten Unkener wissen noch, was das für einer war. Wir haben aber nicht nur mitgebrachtes Mate - rial verwendet. Ich hab’ mir auch selber welches besorgt und dann die fertigen Teppiche verkauft. Unsere Kunden sind nicht nur aus Unken, sondern auch aus Lofer, St. Martin, Weißbach, aus Tirol und Bayern gekommen. Über Sommergäste sind meine Fleckerlteppiche nach Deutschland ausgeführt worden und sogar nach Amerika geflogen.

Alois Fuchs, der Aschl Lois, der war damals Weber in Salzburg. Er hat aber „nur“ mechanische Webstühle gehabt. Mit ihm haben wir eine Zeitlang gut zusammengearbeitet. Der Schieder Sepp, der Unkener Bot’, (Josef Leitinger, Frächter) hat uns das Material aus Salzburg gebracht und Handgewebtes aus Unken für dem Lois seine Salzburger Kunden wieder zurück - genommen.

Mit dem Aufkommen der Auslegeware, die durch die Verwendung von Kunstfasern beinahe unverwüstlich ist, hat dann aber das Interesse an Webteppichen immer mehr abgenommen. Am 6. Juni 1967 hab’ ich vom Vater die Weberei übernommen, am 31. Dezember 1986 sind die beiden Webstühle im Pfeifferhäusl dann endgültig stillgestanden. Mit Ausnahmen! Gelegentlich kommt noch jemand und will die alte Werkstatt besichtigen. Wenn mich wer fragt, wie das so war, früher, dann ist das gar nicht so einfach zu erklären. Wir haben unsere eigenen Ausdrücke, die versteht doch heut’ keiner mehr.“


Wir danken außerdem den Erben zur Freigabe des geschichtlichen Werkes der Unkener Spaziergänge!


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Grubhof 57
5092 St. Martin bei Lofer

Tel.: +43 6588 20 404
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