Der Maler, Zeichner und Dichter Norbert Mühlbacher
WIR SCHAUEN HINUNTER auf den Dorfkern und es fallen uns Wohnblocks auf. Das ist sehr ungewöhnlich in einem Bauerndorf ohne Industrie. Das ist die BUWOG Siedlung. Zwischen 1961 und 1963 wurden diese Häuser von der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft für Bundesbedienstete Ges.m.b.H. für die Beamten der Gendarmerie und des Zollamtes gebaut.
Betrachtet man die Ortsgrenze von Unken, so wird deutlich; dass fast ¾ davon Staatsgrenze ist, ein geringer Teil nach Tirol hin ist Landesgrenze und nur ein winziger Teil unserer Ortsgrenze gegen Lofer ist „Inland“. Damit erklärt sich der unverhältnismäßig hohe Anteil von Staatsbeamten in unserem Ort.
Einer der Bewohner, ein pensionierter Zollbeamter, ist der Maler und Zeichner Norbert Mühlbacher.
Norbert Mühlbacher ist am 19. April 1929 in Saalfelden geboren und verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre im Hause seines Großvaters, des Medizinalrats Dr. Hubert Stainer in Neukirchen am Großvenediger.
Die hochalpine Landschaft seiner Heimat mit ihrer Sagenwelt, die ländliche Umgebung mit den Geschichten und Märchen der alten Leute und die Prägung des Dorflebens durch die Mystik der kirchlichen Feste im Jahreskreis, all das verstärkte die lebhafte Phantasie des Buben.
Unterkünfte Heutal & Unken:
www.unken.co
www.heutal.com
- Kramerwirtsbrücke oder Achnerbruck’n
- Flusshäuser
- Fellner Lack und alter Sportplatz auf der Fellner Au
- Gletscher Ei, ein Granit aus der Eiszeit vor 15.000 Jahren
- Schütterbadsteg und neue Brücke von 1991
- Großer Oberrainer Knogel
- Löwenquelle und Brunnengeist
- Badhaus von 1842, unterhalb von Schloss Oberrain
- Schütterbad – Badequelle, altes Heilbad und neuer Gasthof
- Festung Kniepass – Straßenbau am Pass im 17. Jahrhundert
- „Wenn diese Straße erzählen könnte...“
- Innersbachklamm, klein, aber ein Erlebnis
- Holztrift aus den Reither Bergen zur Saline Reichenhall im 16. Jahrhundert
- Einpfarrung Reith, bis 1903 zur Gemeinde Unken, aber zur Pfarre St. Martin gehörig
- Der alte Hochreiter erzählt aus seinem Leben - Wilderergeschichten
- Die drei Brüder – Sage über die Entstehung der Felsformation
- Erstbesteigung der Alpa Wand 1951 durch zwei Loferer und einen Unkener
- Bergtod für Walter Mader und Walter Kedra
- Brechel- oder Badstub’n, früher bei jedem Hof, heute eine Seltenheit
- Gasthof „Zu den drei Brüdern“, zur Einkehr bestens empfohlen
- Reither Feuerwehrhaus - Löschgruppe von Reith, gegründet 1894
- Reither Kirche, gebaut 1670, dem Heiligen Kaiser Heinrich geweiht
- H.P. Wimmer, ein junger Künstler aus Reith
- Reither Brücke, neu erbaut 1998
- Die alte Kapelle an der Reither Brücke und der Schmerzensmann
- Radwandern im Saalachtal
- Merkwürdigkeit aus der frühen Nazizeit
- Das Abdeckerhaus – Geschichten um den Abdecker oder Schinder
- Haus- und Hofmarken aus Reith
Schon damals war es das „innere Auge“, mit dem Mühlbacher vor allem malte. 1959 gab er seine erste Ausstellung phantastischer Blätter in Peine / Deutschland, wenig später im Litaschow Kulturpalast in Moskau sowie in Salzburg und Wien. 1960 ging Mühlbacher als Zollwachebeamter nach Krimml, legte erfolgreich die Beamten – Matura ab und erwarb Fremdsprachendiplome. 1966 - Wegen seiner Fremdsprachenkenntnisse wurde er als Zollwache Gruppeninspektor von Krimml an die Landesgrenze nach Unken versetzt. Als Dolmetscher war er dort auch bei den bayerischen Kollegen oft hilfreich im Einsatz. Während mehrerer Jahre trat im künstlerischen Schaffen an der Staffelei ein Stillstand ein. Er wandte sich in diesen Jahren mehr der Dichtung zu. Es gab Dichterlesungen u.a. beim Salzburger Journalisten Verband.
1977 sah Prof. Thaler, Bürgermeister und Gymnasialdirektor in Zell am See, Mühlbachers Arbeiten und ermutigte ihn, seine Werke noch mehr als bisher auszustellen.
1978 nahm Mühlbacher an einem Symposium auf der Festung Hohensalzburg teil. Es folgte eine Ausstellung im Museumspavillon im Mirabellgarten in Salzburg und weitere viel beachtete Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.
1985 ging er aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig in Pension. Die Familie blieb in Unken. Norbert Mühlbachers Weltanschauung ist kosmopolitisch, pazifistisch und seine Einstellung zu Religionen gibt Raum für Achtung vor jedem vom hochgeschätzten Dalai Lama bis zu den alttestamentarischen Propheten. Menschlich ist Norbert Mühlbacher von großer Bescheidenheit. Dies verhindert leider, dass wir sein Werk häufiger sehen.
Helmut Plontke, der deutsche Künstler und Kunstkritiker, geboren am 29. Januar 1922 in Neukirchen/Siegen, schreibt über Norbert Mühlbacher: (Auszug)
„Wenn Zeichnen „Zeichensetzen“ heißt, Runen schicksalhaft gebrandmarkter Vorgänge, aus tiefsten Seelenschichtungen gelotet, magisch heraufbeschwört, so trifft das ganz bestimmt auf den Zeichner Norbert Mühlbacher zu.
Sein nachtwandlerisches Werk erscheint uns mit so vielen Rätseln und Fragen des Diesseits und Jenseits verknüpft, dass es selbst für diejenigen ungewöhnlich bleibt, die sich einigermaßen mit den Strömungen und Strudeln, den Sümpfen und Ödlanden, den Quellen, und Kräften unserer Zeit vertraut glauben.
Aus Mühlbachers Schöpfungen spricht ein „inneres Auge“ von ungewöhnlicher Schärfe, von einem erstaunlichen Maß von Erkenntnissen.
Seine Kindheit im Hause des Großvaters hat ihn sehr geprägt. Nicht genug, dass ihn die wilden und bizarren Formen der Natur in der rauen Bergwelt beeindruckten. Im Hause des Arztes wurden auch oft Fabeln, Märchen und Gruselgeschichten erzählt, die Naturgewalten nach uraltem vorchristlichem Brauch personifiziert, und die alten Leute „besprachen die Geister“.
Auch der gewaltige Klang der Orgel in der Kirche, das Geheimnisvolle der gottesdienstlichen Handlung in der lateinischen Sprache, der Karner voll gebleichter Totenschädel waren Kindheitseindrükke, die ihre Spuren hinterließen.
Es ist also nicht verwunderlich, dass sich Mühlbacher, als er zu zeichnen begann, eine versponnene, märchenhafte, skurrile Welt schuf, die uns in vielen Blättern an die Welt eines Alfred Kubin und einer Emmy Haesele erinnert, dort, wo die Fülle der Gestalten immer bedrängender wird, an die des Belgiers James Ensor.
Die alpine Landschaft mit ihren zottigen Nadelbäumen, mit knorrigen Wurzelkobolden und üppig wuchernden Farn-Urwäldern ist in viele Blätter dieses Graphikers eingegangen. Auch dort, wo der Mensch im Mittelpunkt der Betrachtung steht, ist er nicht isoliert von der Natur, sondern gleichsam wie in Humus eingebettet, in dem in der dunstigen Schwüle der Bodennähe die verschiedensten und seltsamsten Pflanzen und Dinge gedeihen. Da ist nicht nur das Schöne, da ist auch das Missgebildete, das Hässliche und das Beängstigende zu Hause. Doch schließlich hat das auch seine Funktion, jedes hängt mit jedem zusammen und noch in den Lüften schweben in krausem Gefüge elementare Geister, die sich in das Geschehen auf der Erde einmischen.
Nicht zu vergessen wäre hier auch seine schriftstellerische Tätigkeit. Mühlbacher’s Doppelbegabung.
Mühlbachers lyrische Welt ist eine Welt von rätselund sphinxhaften Wesenheiten und Verschleierungen für die der moderne, rationelle Mensch keine Erklärungen weiß. Sie sind Symptome, Wesenheiten zwischen Tag und Traum, schicksalhafte Zeichen mit krausen Strichen nach innen gedichtet, Licht von Sternen, die wir nicht sehen können.“
Norbert Mühlbacher als Poet
Steigst über schlafende Stufen, des Stromes schattigen, nachtschwarzen Bäumen über die kalkgepeitschten Mauern aus gestern durch leere Fenster und Kuppeln aus denen noch Weihrauch atmet. Still das Gloria im Nichtsein, das durch den Raum schwebt, weiter zu den Büschen aus dunklem Grün wo, aus dem Dunkel aufwächst, in wallendem Kleid die Stiege und unter tintigem Himmel dort, wo die Sterne als Opferlämmer aus dunklen Schluchten ausgespien werden; nächtlich brandet die Fackel aus kiesigen Mauern, grüßen die Arme des zerschellten Schiffes, greifen sie in die Nacht empor.
Bleich wird das Licht im Moder des Haares, und inmitten liegt der Leib der riesigen Kröte, nicht zucken die Kerzen, die gläsern erstarrten, leise wimmert im anderen Licht das Ungeborene. He! Schiffer, wach auf! Spanne die Segel! Die Augen, welche Tiefen, welche Schächte der Finsternis taumelnd tastet die schwielige Hand, die derbe zum Körper der Kröte und in lustvollem Zieren umfängt ihn die Brandung des Blutes und er sinkt nieder am Strand zum Fraß den Klippen.
Erloschen ist die Glut des Wachses denn sie träumen einen schweren, tiefen Schlaf. Knüpfe die Bänder aus fahler Seide und im staubigen Atem liegt hernieder die Stätte kreischend mit zahnlosem Maul steht sie und hält Wacht die Alte, sie zündet und löscht die Lichter aus Glas und leise entbindet sich im Erwachen dunkles, ferneres Leben die Sanduhr dem trächtigen Leib darunter zieht auf den Wogen des Flusses ein mondenes Neugeborenes.