Die Post im Saalachtal, kurze Chronik
Die Post zu Unken – eine kurze Chronik, nach einer Publikation des Postministeriums in Wien anlässlich des Tages der Briefmarke 1969. Die Sonderpostmarke zeigte in jenem Jahr das alte Postschild von Unken.
1506 – Der älteste erhaltene Poststundenpass von 1506 belegt ab Innsbruck als Zwischenstationen Wörgl, Schneizlreuth, Salzburg und weitere Orte bis nach Niederösterreich.
1590 – Erzbischof Wolf Dietrich richtet erstmals einen regelmäßigen Postverkehr in seinem Lande ein. Während der vergangenen unruhigen Zeiten im Salzburger Land haben sich schnelle, verlässliche und pünktliche Boten sehr bewährt. Der Erzbischof schätzt schon früh die Bedeutung eines eigenen Postregals. Die erzbischöfliche Postpolitik muss aus der geographischen Verkehrslage und der politischen Situation, fast ganz eingeschlossen von den kaiserlichen Erbländern, verstanden werden. Die katholische Reichspolitik der Habsburger deckt sich meistens mit den Interessen der salzburgischen Erzbischöfe – mit Ausnahmen. Die österreichischen Zentralstellen sind an einem ungehinderten Verkehr ihrer eigenen Post aus dem habsburgischen Tirol durch das erzbischöfliche Salzburg nach Linz und Wien interessiert. Als Thurn und Taxis im bayerischen Reichenhall eine Poststation einrichtet, entsendet der Erzbischof eilends einen Mann seines Vertrauens zum Probst und Fürsten von Berchtesgaden und versucht diesen – erfolgreich – zu gewinnen, die dortige Post weiterhin Salzburg anzuvertrauen. Ursprünglich untersteht die Post nur dem Hofmarschall, später dem Hofkanzler als Hofpostdirektor und der Finanz- (Hof-) Kammer. Kompetenzüberschneidungen führen zu Unstimmigkeiten.
1689 – Unken – erste, älteste Poststation im heutigen Österreich. Nach spärlichen Unterlagen seit 1506 werden die Belege für einen regelmäßigen Postverkehr durch Unken nun häufiger. Die Hofkammer des Erzbischofs sucht nach einer Station zum Pferdewechsel zwischen Salzburg und Waidring, weil der Weg bis dort für Ross und Reiter zu lang ist. In Erwägung wird das schon früher genutzte Schneizlreuth gezogen, das zum Kurbairischen Pfleggericht Reichenhall gehört. Aber weder der Postmeisterkandidat noch die umliegenden Nachbarn haben genügend Pferde zur Verfügung falls beim „harten und gebürgigen Weeg“ Pferde verletzt oder „gar Todt geridten“ würden. Und überhaupt ist der Ort zu einschichtig, kein Schmied oder Wagner ist hier verfügbar.
Der Pfleger von Lofer berichtet, man hätte aus diesen Gründen bereits vor 60 Jahren aufgegeben, Schneizlreuth als Poststation zu nutzen und spricht sich deutlich für Unken aus, das allen Anforderungen als Poststation genügt.
23. Juli 1689 – Hans Flatscher, Wirt am Unterrain, wird erster Postmeister von Unken. Nach seinem Tod folgt sein Sohn Franz Mayr - gschwendtner, der bisher bei Johann Anton Graf von Spaur in Innsbruck bedienstet war und nun vom Oberpostmeister Freiherrn von Taxis als Postmeister für Unken in Pflicht genommen wird. Die Herren Taxis haben vom Kaiser das Postregal (heute würde man das Lizenz nennen) erhalten und dehnen ihre Befugnis eigenmächtig auf fürsterzbischöfliches Gebiet aus, was natürlich von Salzburg nicht hingenommen werden kann. Unken liegt auf dem direkten Weg zwischen dem habsburgischen Innsbruck und der Hauptstadt des Habsburgerreiches, Wien. Die hier durch beförderte Post ist fast ausschließlich habsburgisch.
Unterkünfte Heutal & Unken:
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- Kramerwirtsbrücke oder Achnerbruck’n
- Flusshäuser
- Fellner Lack und alter Sportplatz auf der Fellner Au
- Gletscher Ei, ein Granit aus der Eiszeit vor 15.000 Jahren
- Schütterbadsteg und neue Brücke von 1991
- Großer Oberrainer Knogel
- Löwenquelle und Brunnengeist
- Badhaus von 1842, unterhalb von Schloss Oberrain
- Schütterbad – Badequelle, altes Heilbad und neuer Gasthof
- Festung Kniepass – Straßenbau am Pass im 17. Jahrhundert
- „Wenn diese Straße erzählen könnte...“
- Innersbachklamm, klein, aber ein Erlebnis
- Holztrift aus den Reither Bergen zur Saline Reichenhall im 16. Jahrhundert
- Einpfarrung Reith, bis 1903 zur Gemeinde Unken, aber zur Pfarre St. Martin gehörig
- Der alte Hochreiter erzählt aus seinem Leben - Wilderergeschichten
- Die drei Brüder – Sage über die Entstehung der Felsformation
- Erstbesteigung der Alpa Wand 1951 durch zwei Loferer und einen Unkener
- Bergtod für Walter Mader und Walter Kedra
- Brechel- oder Badstub’n, früher bei jedem Hof, heute eine Seltenheit
- Gasthof „Zu den drei Brüdern“, zur Einkehr bestens empfohlen
- Reither Feuerwehrhaus - Löschgruppe von Reith, gegründet 1894
- Reither Kirche, gebaut 1670, dem Heiligen Kaiser Heinrich geweiht
- H.P. Wimmer, ein junger Künstler aus Reith
- Reither Brücke, neu erbaut 1998
- Die alte Kapelle an der Reither Brücke und der Schmerzensmann
- Radwandern im Saalachtal
- Merkwürdigkeit aus der frühen Nazizeit
- Das Abdeckerhaus – Geschichten um den Abdecker oder Schinder
- Haus- und Hofmarken aus Reith
Die Tatsache, dass ein Tiroler einen Salzburger Postmeister einsetzt, erregt natürlich Ärger. Der Erzbischof lässt Franz Mayrgschwendtner durch den Pfleger von Lofer absetzen. 15. Juni 1695 – Die Witwe von Hans Flatscher, Apolonia Siberin, übernimmt die Posthalterei. Franz Mayrgschwendtner aber gibt nicht auf. Nach einem Jahr kauft er seiner Mutter die Taverne samt Grundstücken, Postpferden, Kaleschen und Schlitten um 3.700 Gulden ab und sucht nun offiziell in Salzburg um die Postmeisterstelle an. So gefällt es dem Erzbischof! Johannes Ernst, Graf von Thun bewilligt das Gesuch mit der eigenhändigen Bemerkung, „daß er nit von Insprugg, sondern von hier dependieren solle“.
1703 – Überall im Land werden Poststationen errichtet. Ging die erste Postlinie durch Unken über Waidring nach Innsbruck, so gibt es nun auch eine Linie in den Pinzgau. Der Unkener Postmeister darf in Saalfelden drei Pferde und einen Knecht halten.
Der Fußbote mit seiner Kraxen, in der er die Briefsachen verstaut und das Botenfuhrwerk gehören zum typischen Bestand des ländlichen Straßenverkehrs. Nach dem Tode von Franz Mayrgschwendtner soll sein Sohn Friedrich Joseph die Posthalterei übernehmen. Die alten Auseinandersetzungen zwischen Innsbruck und den erzbischöflichen Behörden beginnen erneut. Die Strecke von Salzburg über Unken und Lofer nach Tirol ist immer wieder Gegenstand von Verhandlungen. Man verweigert Zahlungen und droht, von Waidring ohne Pferdewechsel bis nach Salzburg zu fahren.
Josef Mayrgschwendtner kommt in Schwierigkeiten und die Grafen Taxis setzen eigenmächtig Simon Caspar Fischer an seine Stelle. Darauf verbietet der Erzbischof in Unken die Postverwaltung und das Postschild. Als das Postschild abgenommen werden soll, erklärt Fischer dem Pfleger von Lofer, eher sein Leben als das Posthorn zu lassen. Außerdem sei es viel zu fest verankert, um entfernt werden zu können.
1742 erscheint der Pfleger in Begleitung eines Schmieds, der das Schild abnimmt, wobei Fischer „ziemlich injuriose worth herausläßt“ und umgehend nach Innsbruck reist. Simon Caspar Fischer bleibt aber doch Postmeister bis zu seinem Tod 1746. Als Wirt darf er sowieso Personen befördern, weil er einen Schein des Salzburger Direktoriums vorweisen kann. Graf Taxis bestellt als Nachfolger den Sohn des Vorgängers, Josef Mayrgschwendtner. Nach weiteren Verhandlungen gestattet die Salzburger Hofkammer sogar die Wiederanbringung des Postschildes mit dem Posthorn und den Reitern, aber ohne einen Hinweis auf ein Taxis- Wappen.
1755 kommt es zu einem Vergleich. Der Postmeister von Unken soll umschichtig vom Hofpostamt in Salzburg und vom Obersthofpostamt in Innsbruck ernannt und gemeinsam in die Pflicht genommen und bezahlt werden. Er ist beiden Behörden untergeordnet, bleibt aber immer Salzburger Untertan. Offenbar ist der österreichische Anteil der Beförderungen weitaus umfangreicher als die Salzburger Post. Trotzdem kann sich Innsbruck nicht ganz durchsetzen, Unken liegt eben in des Erzbischofs Land.
1765 – Nun muss der Postmeister von Unken für den eben eingeführten vierspännigen Postwagen, einem „Ungeheuer von einem Gefährt“, 10 Pferde halten. Im gleichen Jahr sind für die kaiserliche Suite sogar 15 Pferde für 15 Wochen bereitzustellen.
1771 – Durch Unken verkehren jetzt zwei regelmäßige Briefposten und ein Postwagen hin und zurück, der aber bald nur noch vierzehntägig verkehrt. Eine Woche nach Innsbruck und die nächste zurück. Pro Ordinaristafette nach Salzburg erhält der Postmeister zwei Gulden, nach Waidring einen, zusammen jährlich 312 Gulden, einen Betrag, den man auch Wartgeld nennt. Der Wiener Postwagen, mit vier Rössern bespannt, trägt pro Pferd 2 Gulden ein. Für den Vorspann nach Salzburg bekommt er pro Jahr 416 Gulden, für den nach Waidring 208 Gulden. Dazu kommt noch ein Agio, sodass seine Einnahmen im Jahr bei 1125 Gulden liegen. Dazu kommt noch die Einnahme aus dem Extrapostverkehr. Das Kramerwirthaus (Vorgänger des heutigen Gebäudes. Von ihm gibt es kein Bild. Das heutige Haus wurde erst 1832 errichtet.) steht zum Verkauf. Man sucht einen finanzstarken Käufer um ihm den Postdienst zu übertragen.
1772 meldet sich Wolfgang Bayer. Man stellt ihm einige Pferde aus dem Salzburger Marstall zur Verfügung, aber es geht nicht gut.
1778 – Josef Mayrgschwendtner übernimmt wieder den Postdienst. Nach acht Jahren bittet er um Freistellung oder aber eine Beihilfe wegen „todgelegener Pferde“ und „sehr wenig reisender Herrschaften“. Laut einer Übersicht der Posteinnahmen sind in Unken zwischen 1775 und 1779 überhaupt keine Erträge verzeichnet. Wörgl hat wenigstens geringe Einnahmen. Dabei ist Unken nach Innsbruck die teuerste Station auf dieser Strecke. Die Kosten sind durch die schwierige Strecke durch den Stein- und den Kniepass und durch die Witterungsbedingungen wie Schnee und Hochwasser schwankend. Der Posthalter von Unken hat es immer schwer. Er fertigt fast ausschließlich Durchgangsverkehr ab.
1780 sollte das Erzstift von Österreich für Unken eine Pauschale von 400 Gulden bekommen. Pro Pferd ist ein Gulden, und für den Postillion sechs Groschen Trinkgeld festgesetzt.
Die Poststation Unken hat es nicht leicht. Es gibt immer wieder Klagen wegen Verspätungen der Ordinaripost. In der Vorschrift steht, dass die 120 bis 140 Pfund schwer gewordene Briefpost nicht mehr geritten, sondern mit einem Einspänner gefahren werden muss. Der aber bleibt oft im Stau der auf Vorspann wartenden Fuhrwerke stecken. Zusätzliche Pferde müssen bei schweren Fuhrwerken sowohl über den Oberrainer Bichel als auch über den Mellecker Bichel vorgespannt werden. Für eine Viertelstunde Verspätung wird der Post eine Strafe von 15 Kreuzern angedroht. 1783 sollen die ständigen Unstimmigkeiten zwischen Salzburg und Österreich durch neue Verträge geregelt werden. Es wird vereinbart, dass Salzburg bei der Fahrt nach Innsbruck alle Ritte und den Vorspann über Unken bis Waidring, bei der Rückfahrt von Unken bis Neumarkt zu bestreiten habe. Beim Porto für Salzburger Wertsachen ist Waidring Grenzstation, bei Tiroler Sendungen Unken. Wien bezahlt jährlich 100 Gulden für die Postwagenexpedition an Salzburg. Salzburg zahlt jährlich 110 Gulden für Conducteurs- und Wagenreparations-Kosten an Wien. Die Post durch Salzburg wird also mit österreichischen Kutschen befördert.
1784 plant man, auf der Strecke Wien – Salzburg – Innsbruck eine tägliche Post einzurichten. Dies geschieht aber erst 1797 und soll die sehr kostspieligen Stafetten ablösen. Die Regelung ist nur von kurzer Dauer, und bald verkehrt die Post wieder nach Bedarf bzw. nach Witterung. Postmeister Josef Mayrgschwendtner wartet oft lang umsonst auf das ihm zustehende Geld von den Österreichern aus Tirol, er kann weder Heu noch Hafer kaufen. Salzburg hilft, und bewilligt 1788 jährlich 500 Metzen Diensthafer für neun Pferde zu ermäßigtem Preis vom Pfleggericht in Saalfelden. Trotzdem bittet er um seine Entlassung. Peter Mezger, Wirt von Oberrain, hat großes Interesse, Postmeister zu werden. Er stellt aber zu hohe Bedingungen und Anton Mayrgschwendtner, des bisherigen Postmeisters ältester Sohn bekommt den Posten in seinem und im Namen seiner sechs Geschwister. Der Vater hatte ohne Wissen der Söhne gekündigt. Salzburg will den Innsbruckern keinen Anlass zu Beschwerden geben und unterstützt den jungen Postmeister mit einem Vorschuss. Ein Jahr später stirbt Anton Mayrgschwendtner. Im Erzstift gibt es zur Jahrhundertwende 14 Posthalter. Pro Station bekommt jeder vom Postwagen 40 Kreuzer. Für Ordinarien und Stafetten allerdings bekommt der Unkener Posthalter 54 Kreuzer gegenüber 30, 35 und 40 Kreuzern für andere. Man weiß also um die Beschwerlichkeit des Weges durch das Saalachtal und kalkuliert entsprechend.
1803 ist Unken unter den Poststationen des Erzstiftes mit 10 Pferden neben Salzburg und Neumarkt die am besten ausgestattetste Station. An der Briefpost kann der Posthalter allerdings nichts verdienen „weil nach Unken kein Mensch was aufgibt.“
1869 wird erstmals ein Antrag auf einen Automobilwagenverkehr zwischen Saalfelden und Salzburg gestellt.
1881 Eröffnung der Telegraphenleitung zwischen Lofer und Unken.
1903 Telephondienst
1911 Bayerisch-österreichischer Postautoverkehr Reichenhall – Lofer. 35 PS ersetzen – nur im Sommer – die Postkutsche. Der Fahrpreis von Reichenhall wird in Pfennigen, der Fahrpreis von Lofer in Hellern bezahlt.
1929 Die Postautos sind es, die nur schwer das alte Steinpasstor passieren können. Hauptsächlich ihretwegen wird es abgerissen.